26. MÜNCHNER KG-WETTBEWERB // EINGEREICHTE KURZGESCHICHTEN
Daniela Graf
Eat me, Elisa!
Meine Beine sind nasse Bahnen. Und die Klingen stumpf, dass ich blute. Ich zähle die Härchen an den großen Zehen, jeweils drei sind es, verschieden lang, sie werden von alleine abgerissen, sobald ich enge Schuhe trage. Ich wuschle durch meine Haare. Kleine Tropfen formen sich an meinem Rücken. Es kitzelt wie Elisas Fingerspitzen kitzeln, wenn wir zusammen am Schlachtensee liegen, und sie einen Grashalm auf meiner Haut tanzen lässt. Ich lackiere meine Nägel dunkelblau, Elisa findet das schön. Es ist der Anfang vom Sommer, und ich will Herbst. Ich habe keine Lust, Marius zu treffen, nur weil er in der Stadt ist. Keine Lust auf toys, auf Drama. Vielleicht mit Elisa abhängen. Ich werfe die Flasche auf den Boden, bade lieber in ihrer Farbe.
Elisa.
Neunzehn. Ich bin betrunken. Ich beobachte Elisa, wie sie mit ihrem sex-boy-toy flirtet und streitet. Erst küssen sie sich und essen sich auf, dann kracht es irgendwann, und sie kommt zu mir. Elisa rubbelt ihre Hände an meinem Bauch. Ich schwitze, obwohl es draußen kalt ist. Man kann meine Nippel durch mein Top sehen. Elisa zieht an meinem Ohr, du bist schön. Ich spüre ihren Atem an meiner Wange. Wir sehen uns an, dass mir schwindlig und schlecht wird. Aber Elisa wird gleich wieder rüber zu Ben gehen und sich, wer weiß, heute noch von ihm ficken lassen. Komm doch mit, Elisa lacht mich an. Aber ich habe Angst, dass sie mich nicht mehr schön findet, sobald sie mich nackt sieht. Elisas Mund ist so groß, ich kann fast ihre Zähne berühren. Du riechst nach Sommer. Das ist Kokosöl, damit es beim Rasieren nicht so weh tut. Trag doch ‘nen Busch, dann bleiben auch keine Stoppeln hängen, sagt sie. Ich würde gerne wissen, ob ihre Schamhaare sich genauso kringeln wie ihr Kopfhaar. Süß würde das aussehen.
Siebzehn. Ich bin neu und entscheide mich für die zweite Reihe. Die, in der man nicht auffällt, weil man weder vorne bei den Strebern, noch hinten bei den Coolen sitzt. Zweite Reihe ist neutrales Terrain, eine solide Position für den ersten Schultag, wenn man allein gegen viele ist. In der Pause bin ich lost. Endlich entdecke ich eine Gruppe Mädchen und stelle mich dazu. Dann sehe ich sie. Elisa tanzt ganz nah an mir mit Kopfhörern barfuß auf der Tartan-Bahn. Ich finde sie stark. Ihre Haare schwingen im Takt, sie hat Locken wie Sprungfedern.
Siebzehn. Wir sind jetzt ein Team. In den Pausen drückt Elisa mir Pickel auf meinem Rücken aus. Sie hält mir den Eiter vor die Nase und wischt ihn an ihren oder meinen Unterarmen ab. Noch nie hat jemand so was für mich gemacht. Die Haut ist noch nass, wir hatten vorher Sport. Auf einmal reißt Elisa an meinem Rock, und ich höre es lachen. Heute Hello-Kitty-Print auch noch. Was soll das? Welche Frisur du hast, zeig mal. Ich heule und weiß nicht, ob vor Scham oder Angst oder Wut. Ich ziehe den Rock hoch und flehe sie an. Also bist du ganz kahl, kleine Katze, das finden die Typen geil, mit denen du es treibst?
Siebzehn. Es gibt diesen Moment, da zieht Elisa nicht an meinen Haaren, lacht mich nicht aus für meine Brille. Da holt sie Nagellack aus ihrem Rucksack und lässt mich entscheiden. Ich nehme silbern und sie blau, wie ein Fisch und das Meer. Wir pusten uns Glitzerstaub ins Gesicht, und Elisa hält mir ihren linken Kopfhörer hin, und wir hören Indierock und tanzen barfuß auf der Tartan-Bahn, bis es klingelt. Vergiss Mathe, lass an den See gehen.
Achtzehn. Mein erstes Mal tut weh. Letzte Woche hat Elisa aufgezählt, mit wie vielen sie schon Sex hatte, sie hat jetzt eine Liste veröffentlicht. Auf meiner Liste steht kein Name. Elisa hat dann gesagt, dass ich endlich mit dem Leben anfangen soll. Heute hat Elisa Marius mitgebracht. Sie schenkt ihn mir zum Geburtstag. Sie hat Tequila und Zitronen dabei. Marius schneidet mit seinem Taschenmesser kleine Schnitze. Er ist schön. Sie sehen sich ähnlich. Elisa nimmt zwei Shots und gibt den vollen Flaschendeckel weiter an mich. Ich zögere. Eigentlich will ich nüchtern sein, wenn es später passiert, aber ich will nicht steif sein. Mein erstes Mal im Club, ich bin nervös, ob wir reinkommen. Elisa verzieht nur das Gesicht, mach dich locker. Wir trinken die Flasche bis sie leer ist. Marius erzählt von Aachen und schnitzt Zitronen, dann gehen wir, und alles geht gut. Später auf der Toilette zieht Elisa ihren Tanga aus und gibt ihn mir. Für dich, kleine Katze, bis später. Sie reißt die Klotür auf und lässt mich in der Kabine zurück. An der Bar bestelle ich Wodka-E. Elisa und Marius sind irre. Sie wetzen über die Tanzfläche und nehmen sie komplett ein. Elisa macht Arschrollen und Marius springt um sie herum, die beiden sind wirklich sehr schön. Irgendwann ist es fünf, und ich ziehe die beiden aus dem Club. Elisa will noch eine rauchen und schnorrt sich eine Zigarette. Was sagt dein Freund dazu? Der Freund ist mein Cousin, Arschloch, lacht Elisa und zwinkert dem Zigarettentypen zu. Vielleicht würde sie ihn mit nach Hause nehmen, wenn Marius und ich nicht dabei wären. Wir haben abgemacht, dass wir zu ihr gehen. Den ganzen Weg über muss Elisa lachen, Marius macht Flickflacks, einmal rutscht er aus und schneidet seine Hand an Glasscherben. Bis wir bei Elisa sind, hört es auf zu bluten, aber es sieht übel aus. Wir gehen in die Küche. Nicht mal Elisa lacht mehr, wir wollen keinen Lärm machen. Ich gebe Marius ein feuchtes Küchentuch für seine Hand. Wir müssen das nicht machen, sagt er. Doch, sagt Elisa. Sie lässt uns stehen und macht sich im Wohnzimmer ein Bett aus Kissen. Marius und ich sehen uns an. Elisas Tür ist die dritte von rechts. Er hält noch immer das Küchentuch, dann lässt er es los und nimmt mich. Alles hier riecht nach Elisa. Marius versucht einzudringen. Je heftiger er gegen mich stößt, umso heftiger verkrampfe ich. Bleib locker, sag ich mir, und schaffe es nicht. Mit seinen Händen streicht Marius mir über die Seiten und legt seinen Kopf für eine Weile auf meinen Bauch. Willst du, dass ich weitermache, fragt er. Er kann meinen Herzschlag fühlen, der schneller pocht als ich denken kann. Wir können auch nur schlafen. Ich denke an Elisa, wie sie tanzt, an ihre fliegenden Locken und an ihr Lachen, das immer ansteckend ist, egal, wie sehr ich sie gerade hasse. Doch, ich will. Und dann ist er endlich drinnen. Am Morgen geht die Tür auf, und Elisa kommt rein, wir tauschen jetzt. Marius bleibt liegen. Ob er es lieber mit ihr gemacht hätte? Ich wische ihm den Schlafsand aus den Augen. Er steht auf und geht. Elisa klemmt die Bettdecke zwischen unsere Schenkel. Sie küsst meine Stirn, ich bin stolz auf dich. Elisa hält meinen Körper in ihren Armen, ich kann ihren Atem spüren. Es fühlt sich an, wie zu Hause sein.
Fadime.
Dreizehn. Shit, Alter, wenn er mitkriegt, dass ich Schule schwänze, dann bin ich tot. Fuck, was mach ich jetzt. Fadi sagt es immer wieder, spricht wahrscheinlich mit einer Freundin oder einem Freund. Sie zündet sich dabei eine Zigarette an. Ich mag das nicht, weil es am U-Bahnhof verboten ist. Aber bei Fadi finde ich es dann doch okay. Sie hält mir die Schachtel hin, erschrocken lehne ich ab. Ich hab nicht gedacht, dass sie mich für so cool hält. Fadi steht auf, geht ein paar Meter an der Bahnkante entlang und wählt eine andere Nummer, vielleicht von einer anderen Freundin, die sie decken wird, oder von ihrem Bruder, wenn sie einen hat. Sie ist fantastisch. Ich beobachte sie in ihren Sportklamotten, mit ihren Fingernägeln, die halbschwarz lackiert und abgeknabbert sind; wie sie mit ihrem großen Mund an der Zigarette zieht, rote Gauloises, liberté toujours, und kleine Kringel aus Rauch formt. Gestern hat Jessy mir gesagt, dass ich keinen Style habe. Ich habe einfach genickt. Jetzt sehe ich Fadi in ihrer Jogginghose und den zertretenen Sneakers – Fadi hat Style. Ob ich Fadi gefalle? Sie sieht aus wie die Rebellin aus einer Serie im Kinderkanal, den ich jeden Tag heimlich gucke. Obwohl das echt uncool ist, sagt Jessy. Die Geschichten, in denen es um Küsse geht, mag ich, weil es dann zwischen meinen Beinen kribbelt. Fadi, braune Augen, Brüste, kurzblonde Haare und dem schönsten Zigarettenmund – die ist keine von den Bösen, niemals ist die das. Was starrst du so. Fadi legt auf und hockt sich neben mich. Der Kloß in meinem Hals ist groß. Wenn mein Alter mitkriegt, dass ich Schule schwänze, dann bin ich tot. Ich hatte Angst um dich, dass du von der Bahnkante fällst. Fadi sieht mich an, dann lacht sie los. In mir ticken Bomben. Mann, ich mag dich, sag es ihr, sag es. Sag ihr, dass du sie magst, dass du ihre Freundin sein und mit ihr abhängen möchtest. Sie wird es albern finden, wenn ich »abhängen« sage. Aber vielleicht findet sie mich auch ein bisschen süß. Gleich ist alles vorbei. Gleich werde ich in die Bahn steigen, die Türen werden sich schließen, und dann werde ich nur noch durch ein graffitigekratztes Karo aus Brandenburger-Tor-Motiven sehen, wie Fadi sich auf die andere Seite vom Gleis setzt. Umarm sie doch. Du riechst selbst über ihren stinkenden Rauch hinweg, dass sie gut riecht, verdammt. Du willst an ihren Haaren lecken. Lautes U-Bahn-Knattern. Ich bin tausend Teile, und mein Schritt ist zum ersten Mal feucht. Ich fühle mich heiß und bitter und hässlich und schön und daneben.
Dreizehn. Eine Woche, seit ich Fadi nicht gesehen habe. Ich bin überpünktlich im Jugendzentrum zur Theaterprobe. Heute will ich mutig sein und Fadi nah sein. Die Betreuerin möchte vorher mit mir sprechen. Sie bietet mir Fadis Rolle an, Fadi wird nicht mehr kommen. Ich will schreien. Ich will die Rolle nicht annehmen, falls Fadi doch wiederkommt. Später spiele ich sie dann, und hoffe, dass Fadi zuschaut.
Elisa und Fadime.
Neunzehn. Elisa schminkt sich dick. Sie legt sich ein Harness an, ich muss ihr dabei helfen. Dann macht sie Selfies von sich und ihren Augen, ihrem Rücken, ihrem Busen, ihren Schenkeln. Ich sitze auf ihrem Bett mit einer Zeitschrift und gucke aus dem Fenster. Unten bellt ein Hund eine Katze an. Plötzlich ist es heiß. Elisa hockt hinter mir, sie berührt meine Schultern. Du siehst mich gar nicht an. Ich kann mich nicht bewegen, meine Haare kleben an ihrer Scheide. Sieh mich an. Winterspeck ade, iss dich schlank in zehn Tagen. Meine Augen starren auf den Hund und die Katze. Wenn ich mich jetzt umdrehe, werde ich in ihre Vulva fallen. Elisa steht auf, ich muss jetzt los. Sie zieht ihre Schuhe an, steckt ihre Haare hoch, steckt sie schnell wieder um, wirft sich eine Jacke über, kramt nach einem Kaugummi in ihrer Tasche. Ich zögere, soll ich doch mitkommen in den Club? Du traust dich doch eh nicht, Elisa klingt schrill. Ich bin mir unsicher, ob sie mich provozieren will.
Neunzehn. Erster Frühling im Jahr, dann soll es wieder schneien. Elisa und ich rennen durch die Straßen mit Erdbeersekt und geklauten Lippenstiften. Ich einen, sie vier, Richtung Monbijou-Park. An der S-Bahn-Unterführung bleiben wir stehen und malen uns gegenseitig an. Wir baden in Farbe. Und dann dieser Moment, er dauert vielleicht eine Minute. Elisa hält erst meine Hand, dann mein Gesicht. Sie zieht ein Haar von meinen Lippen, es sind Sekunden wie Stromsterne. Deine Pupillen sind so offen, sie beißt in meine Wange, und wir rennen wieder. Zu Hause in ihrem Bett erzähle ich von Fadime. Mein Gesicht wird groß und ich fühle mich gelassen und stark, wie nie. Ich will Fadi finden, ihr von dem Stück damals erzählen und zusammen rote Gauloises rauchen. Ich will Elisa küssen. Elisa steht auf und geht zur Tür. Hau ab, Hanna. Mein Puls steigt hoch. Es ist Elisas Blick, ihre Haltung. Ich spüre ihre Pfeile im Rücken, als ich gehe. In der Nacht wache ich auf mit Elisas Händen an meiner Kehle, sie hält mir ein Messer vor die Augen. Es ist nur ein Traum, aber als ich ihr später davon erzähle, könnte ich schwören, hat sie Tränen in den Augen.
Zwanzig. Wir liegen auf der Wiese im Mauerpark, die trockenen Grashalme jucken zwischen den Beinen. Elisa hat auf dem Flohmarkt gehandelt, zwei Armbänder zum halben Preis. Eins legt sie sich sofort um, das zweite gibt sie mir. Ich trage es nicht, um zu demonstrieren, dass ich verletzt bin. Ich weiß nicht, ob Elisa das überhaupt bemerkt. Sie liegt jetzt nackt auf dem Rücken, ich kann ihren Bauch und ihre Schamhaare sehen, wie sie an den Spitzen heller sind als an den Enden. Mal mich. Ich schaue schnell weg. Elisa dreht sich zu mir und legt ihre Hand auf meinen Block. Hanna, echt, mal mich für deine Mappe. Erstmal Abi nachholen. Elisas Pupillen sind kleine Drahtstäbe von der Sonne; ihr Gesicht so nah, dass ich ihre Sommersprossen nicht mehr zählen kann. Dann halt nicht.
Zwanzig. Hausparty fetzen mit Elisa. Elisa hat ihre Zunge in Paul, und ich gehe tanzen. Sie hat Beine, die bis in den Himmel reichen. Ihr Teint ist backhähnchenheiß, sie trägt ein Cappy mit Pferdeschwanz, ihre Augenbrauen haben die Form eines nie endenden Regenbogens. Wer bist du. Ob ich deine Schatzkiste öffnen darf? Du bist mein Schatz. Ich liebe dich. Wenn wir zusammen tanzen, wird mir heiß. Ich will mich um dich drehen, mit dir verschmelzen, eins sein und gemeinsam zu Peter Fox rocken. Lass uns gehen. Elisa steht jetzt hinter mir und zieht mich mit, ich krieg hier Herpes.
Zwanzig. Die Träume dauern an, neulich hat Elisa mich erschossen. Daraufhin habe ich unsere Verabredung abgesagt. Abends ist sie trotzdem vorbeigekommen mit Radler und Gummibärchen. Sie hat geleuchtet, und ihre Stimme war so lieb, dass ich den Traum fast vergessen habe, ich weiß gar nicht, warum ich jetzt noch einmal daran denke.
Elisa und Fadime und Esra. Und Ich.
Zwanzig. Elisa heult, und die Augusthitze macht mich fertig. Hier drinnen ist alles neu, wir sind nicht in unserer Lieblingsbar, weil Elisa sich in ihren aktuellen sex-boy-toy–whatever verknallt hat, und wir ihm nun aus dem Weg gehen. Sie holt mir saures Radler. Ich dreh mir eine, forme kleine Kringel aus Rauch und sterbe in diesem klebrigen Sessel, während gefühlt jeder im Raum auf meine Brüste starrt. Sie heißt Esra. Sie ist die Kollegin von Paul. Elisa hat sie letzte Woche geküsst bei einem Dreier. Elisa kommt mit den Bieren und umarmt mich. Mein Körper bebt. Es ist scheiße heiß. Auf einmal können mich alle. Ich bin stark. Ich fahre mit einem Finger in meine Unterhose und schaue Elisa dabei an. Ich verirre mich in ihr. Wie wäre mein Leben, wenn ich nicht immer versucht hätte wie die anderen zu sein oder wie sie. Elisa zuckt und schaut auf meine Nippel. Deine Brüste sind heute heiß. Ich finde dich heiß, ich will ihr die Worte ins Gesicht spucken und sie ablecken. Und dann Sonntagmorgen, brunchen mit Elisa. Vorher zupf ich mir die Schamhaare und heule vor Schmerz. Überall bilden sich kleine Blutpunkte, zurück bleibt ein schiefes Dreieck. Elisa lacht und küsst mich und dringt mit ihrer Zunge ein. Während sie mir gegenübersitzt und in die Karte guckt, frage ich mich, wie sich Elisa in echt anfühlen würde. Wir sagen lange nichts. Ich habe Ausschlag, dass die Haut weiß und rot ist. Aber nichts, kein Bügeleisen im Gesicht, kein Messer an den Oberschenkeln tut so weh wie der Schmerz, fern von dir zu sein. Ich hab nachgedacht, bist du in mich verliebt, Elisa sieht mich an. Ich starre weg, so lange weg, bis die Scham endlich nachlässt, aber sie lässt nicht nach. Elisa steht auf, wie in Zeitlupe geht sie. Ich bin zerbrochen und frei. Mein Tagebuch hat keine Seiten mehr.
***
Notizen App, heute. Die Sandalen sind bereits in Kisten. Ich fahre mit nassen Haaren U-Bahn, weil ich spät dran bin. Amerika-Gedenk-Bibliothek zur Bücherrückgabe. Ich trage silbernen Nagellack, ich habe ihn beim Packen gefunden und an den Sommer gedacht, der endlich vorbei ist. Mein Zimmer ist fast leer, und der Kopf voll mit all den Tagen, die anders sein werden. Die Bahn hält am Mehringdamm, ich steige aus, und sie fällt ein. Sie hat abgeknabberte Fingernägel und eine Jogginghose an, und ihr Blick ist so wach, als hätte sie sich sieben Jahre ausgeschlafen. Fadime.