26. Münchner KG-Wettbewerb // Eingereichte Kurzgeschichten

Bernhard Falk

Sugarbaby

Felix steht auf, stößt den Hocker zurück und geht ans Fenster. Vom zehnten Stock sieht die Welt da unten aus wie eine Eisenbahnlandschaft. Aber in Eisenbahnlandschaften stehen keine Wohnblöcke. Nur hübsche Einfamilienhäuser mit Gärten. Er blickt auf die Betontürme gegenüber, auf leere Straßen, auf ein paar Büsche, die gerade anfangen zu blühen. Nichts bewegt sich. Niemand zu sehen. Ein Transporter biegt um die Ecke, hält an. Ein Bote lädt Pakete aus. Felix kann den Schriftzug, der auf den Schachteln aufgedruckt ist, von oben erkennen. „Die werden jetzt richtig reich“, sagt seine Mutter immer. „Jetzt, wo alle Läden zu haben und keiner raus darf, da verdienen sich die Versandhäuser eine goldene Nase. Ach was. Ein Versandhaus.“ Als würde er Bauklötze schichten, so stapelt der Mann die Pakete aufeinander. Das Spektakel des Tages: Nichts ist zu sehen, niemand bewegt sich, außer ein Paketbote, der Türme aus Schachteln baut. 

„Felix, bist du da?“, tönt es aus dem Laptop. Felix fährt herum, wendet sich zum Schreibtisch, setzt sich und blickt in den Bildschirm. „Ja ja, bin da“, antwortet er. 

„Und kannst du noch einmal zusammenfassen, was kinetische Energie bedeutet?“

„Also, das ist, wenn man von ganz oben … “ Er verstummt.

„Felix, so geht das nicht. Auch im Homeschooling musst du dranbleiben. Das ist für uns alle nicht einfach. Aber wir brauchen alle mehr Disziplin als …“

Felix schaltet den Lehrer stumm. Er sieht seine Lippenbewegungen. Sein freundliches Gesicht. In der Schule fragt er Nana, wenn er was nicht verstanden hat. Aber hier. Er beißt sich auf die Lippen. Bohrt den Nagel in den Tisch. Kinetische Energie. M, v, Quadrat. Irgendwie so hat es der Lehrer vorher erklärt. Felix öffnet die Chatleiste am Rand der Videoübertragung. „Arsch“, schreibt er und fährt mit dem Cursor auf das Sendesymbol. Hält inne. Löscht den Text. Dann kommt Thea ins Bild. Felix schaltet laut. 

„Kinetische Energie kommt vom Griechischen kinesis und bedeutet Bewegungsenergie. Mit der Formel E ist null Komma fünf mal …“ Er macht einen Screenshot von Thea und öffnet des Zeichenprogramm. Sie bekommt eine lange Nase und einen Schnurbart verpasst. Auf den Kopf setzt er einen Kackhaufen. „Klugscheißerin“, sagt er. 

Es raschelt an der Tür. Mutter hat Spätschicht und kommt erst gegen neun. Sie kann es nicht sein. Er rennt hin und öffnet. Der Bote hat ein Paket deponiert. Felix nimmt es hoch, geht in die Küche und schneidet es mit dem Messer auf. Dann stellt er sie auf den Tisch. Zwei Spraydosen. Schwarz. Er nimmt eine in die Hand und schüttelt sie. Innen klackert eine Metallkugel gegen die Dosenwand. Er macht „bsch“ und fährt mit der Düse über den Küchentisch. Dann schnappt er die Pappschachtel, öffnet das Fenster und wirft sie in hohem Bogen hinaus. „Kinetische Energie!“, ruft er ihr hinterher. Hinunter in die Eisenbahnlandschaft aus Wohnblöcken. Nichts bewegt sich. Niemand zu sehen. Nichts zu hören. Nur seine Stimme bricht sich an den gegenüberliegenden Hochhauswänden. Ein kurzes „iii“ von „Energie“ schallt zurück. Dann ist es wieder totenstill.

„Schulfrei!“, hatte Felix gerufen. „Schulfrei!“ Im Kalender zählte er die Wochen nach. Mehr als Sommerferien. Aber Sommerferien im zehnten Stock. Mit Hausaufgaben, die er allein machen muss, weil Mama Schichtdienst hat. Mit E ist gleich m mal v geteilt durch was weiß ich oder so ähnlich. Und vor dem Fenster immer nur der Himmel, immer der gleiche und die Eisenbahnlandschaft aus Wohnblöcken, in der keine Eisenbahn fährt. Und die Stille. Und dazwischen endlose Serien. 

„Du musst jetzt einfach mein Großer sein“, hat Mama zu ihm gesagt und ihm über das lockige Haar gestrichen. Und er bog den Kopf zurück und zog die Lippen schmal. 

„Wir brauchen jetzt einfach alle eine Menge Disziplin.“ Sie lächelte und legte eine Karte auf den Tisch. „Hier mein Account zum Bestellen. Sieben Euro die Woche, okay? Ich kontrolliere nicht. Du bist jetzt mein Großer.“

Felix sieht auf das gerahmte Foto auf dem Schreibtisch. Mit dem Finger fährt er über den Kopf seiner Mutter. Daneben sitzt Felix und daneben sein Vater. Dahinter das Meer im Sonnenlicht. Alle lachen. Er spannt den Zeigefinger an und schnippt in das Gesicht des Vaters. Das Bild kippt um und fällt auf den Boden. Felix lässt es liegen, den Blick starr auf den zerbrochenen Rahmen gerichtet. 

Sein Handy vibriert. Er nimmt es. Nana schreibt.

„Wie geht’s? Was machst du?“ Nachdenk-Emoji.

„Geht. Ich mach Schularbeiten.“

Tränenlach-Emoji. „Lügner! Du glotzt. Gestehe!“

„Ausnahmsweise nicht. Sooo langweilig.“

„Kannste sagen.“ Augenverdreh-Emoji. „Alle bleiben drin. Angst. Horrorfilm.“ Schrei-Emoji.

„Kann man ja was machen. Hätte was.“

„Wow. Cool. Sag an.“ Glotz-Emoji.

„Wird nicht verraten. Zeit?“

„Immer. Endlos. Wann?“

„Heute. Mitternacht im Park. Bei der Bank.“

„Du spinnst.“

„Ja, vielleicht. Und?“

„Ich hab nichts vor.“

„Echt, oder?“

„Was jetzt? Du hast gefragt.“

„Geht klar. Ja, Hammer.“

„Dann bis dann.“ Kuss-Emoji. Herz-Emoji.

Daumen-hoch-Emoji.

Felix‘ Hände zittern. Er holt tief Atem und sieht zu den Dosen hinüber, die auf dem Küchentisch stehen. Dann rennt er zum Schrank und kramt seinen Rucksack heraus. Stopf die Dosen hinein. Legt den Rucksack auf sein Bett und sieht ihn an. Nana hat ja gesagt. Sie hat ja gesagt. Sie, die Erfahrene, der alle hinterhersehen, die weiß, was sie will. Sugar geben, sagen sie in der Clique. Und Felix will Sugar geben, schmeißt sich aufs Bett, macht die Hose auf, zieht das Shirt hoch und fängt an zu hobeln. Legt den Kopf zurück und will an Nana denken. Stattdessen kommen Pornos. Sie schießen ihm ins Gehirn, je mehr er reibt und wetzt. Sie blasen sich auf und lassen sich nicht vertreiben. Zu viele hat er gesehen in letzter Zeit. Dabei will er sie im Sinn haben, Nana. Ihr dunkles, glattes Haar. Ihre Nase mit dem leichten Knick in der Mitte. Ihr Lachen, das irgendwie so, keine Ahnung. So gütig ist. Aber die Pornos sind stärker. Als er endlich kommt, schwört er, auf die Videos zu verzichten, damit er den Kopf für sie frei bekommt, für Nana. Mit einem Taschentuch wischt er sich den Sugar vom Bauch und wirft es in den Papierkorb. Zu den anderen vierundfünfzig eingetrockneten Taschentüchern, die dort schon liegen. 

Nach einer endlosen Dosis von The walking Dead schläft er ein. Es ist schon dunkel, als seine Mutter das Zimmer betritt. Er schreckt hoch und fragt sie, wie spät es ist. 

„Dreiviertel neun“, sagt sie leise. „Hast du schon geschlafen? War es ein anstrengender Tag? Hast du was gegessen?“ Sie setzt sich zu ihm auf die Bettkannte und nimmt ihn in den Arm. 

„Mama“, sagt er und windet sich aus der Umarmung. „Alles in Ordnung. Ich hab gegessen und die Aufgaben gemacht.“ 

„Du bist mein Großer“, sagt sie und fährt ihm über den Kopf. „Ich weiß schon, Große darf man nicht streicheln. Ich bin total kaputt. Ich schau noch ein wenig und geh dann ins Bett. Was ist da passiert?“, fragt sie und deutet auf das Foto auf dem Boden.

„Ist runtergefallen.“

Sie hebt die zerbrochenen Teile auf, betrachtet das Foto und seufzt leise. Beim Hinausgehen wendet sie sich im Türrahmen um. „Gute Nacht, mein Lieber“, sagt sie sanft.

„Hm“, gibt Felix zurück. Er sieht aus dem Fenster. Der immer gleiche Himmel ist schwarz und sternenlos. 

Felix geht ins Wohnzimmer und stellt sich neben seine Mutter. Sie ist auf der Couch eingeschlafen. Der Fernseher läuft. Er hat seinen Rucksack umgehängt. Vorsichtig zieht er seiner Mutter das Weinglas aus der Hand, das zwischen ihren Brüsten liegt. Sie zuckt kurz zusammen. Aber Felix weiß, dass sie nicht aufwacht. Dann nimmt er ein Kissen und bettet sie so, dass ihr der Kopf nicht in den Nacken fällt. Sie grunzt kurz und öffnet einen kleinen Moment die Augen. Aber gleich darauf schließt sie sie wieder und atmet ruhig dahin. Felix fährt ihr übers Haar, zieht seine Schuhe an und schleicht leise aus der Wohnung. 

Die Sneakers machen keinen Laut im kahlen Hausflur. Er nimmt den Fahrstuhl nach unten, schnappt das Fahrrad und tritt in die Pedale. „Platsch“ macht es, als er über einen Karton fährt, der auf dem Weg liegt und den er zu spät sieht, um ihm auszuweichen. „Die werden jetzt richtig reich“, hört er seine Mutter sagen. Auf den leeren Straßen kann er in der Mitte fahren. Die Laternen leuchten nur für ihn und werfen seinen Schatten auf den Asphalt. Felix langgezogen, Felix gestaucht, langgezogen, gestaucht im gleichen Rhythmus. Einmal schreckt er auf. Ein anderer Schatten mischt sich in seinen. Ein dunkler Fleck. Ein Wildschwein vielleicht. Die Tiere erobern die Stadt zurück, hat er gelesen. Er tritt schneller, sieht sich um. Aber da ist nichts. Kein Schwein. Kein Zombie aus The walking Dead. Er biegt in den Park ein, saust an den Büschen vorbei, Schweiß steht auf seiner Stirn. Von weitem sieht er von hinten die Bank, die auf der Wiese steht im kalten Schein einer Laterne. Und sie. Nana. Alles andere als ein Zombie. Lebendig und echt. 

Er steigt ab und wartet, bis sich sein Atem beruhigt. Wischt sich über das Gesicht. Dann schiebt er das Rad lautlos über das Gras. Bleibt wieder stehen und sieht Nana, ihr dunkles, glattes Haar, das im kalten Laternenlicht glänzt. Die aufrecht auf der Bank sitzt, so ruhig, als würde sie immer dort sitzen. Als wäre sie ein Teil des Parks, wie ein Steinbild, das in der Sommersonne heiß wird und auf das im Winter der Schnee fällt. Und über ihr der Himmel, der jetzt nicht gleich ist, wie im zehnten Stock. Nein, ein anderer Himmel ist es, ihr Himmel, der sie umrahmt. Viel weiter, viel tiefer, viel dunkler. Aus dem sie heraustritt wie aus einer anderen Welt. Felix steht da mit offenem Mund und sieht Nana von hinten an. Da dreht sie sich um und lächelt. 

„Komm“, sagt sie sanft. „Komm, setz dich“, als wäre es das Normalste, was es gibt. Als wäre es helllichter Tag. Als würden sie sich zufällig im Park treffen auf dem Weg von der Schule nach Hause. 

Felix kommt näher und nimmt neben ihr Platz. „Du bist gekommen“, sagt er.

„Was dachtest du? Ich habs doch geschrieben.“

„Ja. Aber Schreiben und Machen. Das ist nicht immer gleich.“

„Bei mir schon“, sagt sie und lächelt ihn an. „Deine Wuschellocken sind süß.“

„Deine auch.“ Felix schüttelt den Kopf und klatscht die Hand gegen die Stirn. „Quatsch“, sagt er. 

Nana lacht auf und legt ihre Hand auf sein Knie. Felix schießt das Blut in die Wangen. Aber im bleichen Laternenlicht kann man das vielleicht nicht sehen. Ein Duft von Fanta zieht in seine Nase. Orange. Ihr Duft. Er starrt sie an. Sie sitzen eine Weile schweigend. Dann hebt er seinen Arm hoch und legt die Hand auf ihren Busen. 

„Felix“, sagt sie ruhig, „Felix, das ist Phase zwei.“ Sie nimmt seine Hand und schiebt sie auf ihren Bauch. Felix schluckt. 

„Und was ist Phase eins?“

„Küssen.“

Er wartet.

„Und Phase drei?“

Nana streckt den Zeigefinger hoch und beugt ihn lächelnd nach unten. 

„Wow“, sagt Felix.

„Die Reihenfolge verstanden?“

„Klar.“

„Und?“

Felix spitzt die Lippen und kommt ihr nah. Sieht in Großaufnahme ihre fein geschwungene Nase mit dem sanften Knick in der Mitte. 

„Schöne Schnute“, sagt sie. Dann nimmt sie seinen Kopf in beide Hände. Sie riechen nach Fanta. Nach Orange. Und dann taucht er ein in Nanas Lippen, die weich sind, warm und feucht. Sie öffnet ihren Mund und fährt mit der Zunge heraus in seinen Mund hinein. Streicht um seine Zähne, fährt vor und zurück. Und Felix schnappt nach ihrer Zunge, wenn sie zurückweicht, als würde er mit ihr Fangen spielen, zuckt mit dem Kopf nach vorne und hinten und atmet stoßweise durch die Nase. Und denkt nicht an Porno. Er denkt gar nichts mehr. Wünscht nur, dass er das Standbild, das da auf der Parkbank sitzt, ewig küssen darf, ewig die Zunge fangen darf und dass die Sonne sie beide im Sommer erhitzt und im Winter der Schnee auf sie fällt. Eiskristalle glitzern, als sie den Mund schließt und sich zurücklehnt. Er öffnet die Augen und blinzelt.

„Das war gut“, sagt sie. „Phase eins. Das nächste Mal zwei. Und dann … Aber jetzt bist du dran.“

„Wie?“

„Deine Überraschung. Dein Geheimnis.“
Felix sieht sie an. Dann schweift sein Blick zur Straßenlaterne, in den Nachthimmel und dann auf seinen Rucksack. Er hebt ihn langsam hoch und zögert.

„Na?“, fragt Nana.

Felix nimmt die Dosen heraus, wiegt sie in den Händen und gibt Nana eine. Sie sieht ihn fragend an.

„Sprühen?“

Felix nickt.

„Krass. Hab ich noch nie gemacht. Wenn wir erwischt werden?“

„Ist ja niemand draußen. Sind ja alle drin.“

„Und wo?“

Felix steht auf, zieht Nana hoch und läuft mit ihr erst mit langsamen und dann schneller und immer schneller werdenden Schritten auf die Fußgängerunterführung zu. Die letzten Meter rennen sie wie um ihr Leben. In ihren Händen klackern die Dosen. Die Schritte hallen im Betontunnel. Sie bleiben stehen, stützen sich auf den Knien auf, keuchen und lachen sich an. Das fahle Licht einer Leuchtröhre erhellt die grauen Wände. Nana stößt den Atem aus und zieht die Brauen hoch. 

„Und?“, fragt sie. 

„Also los“, sagt Felix. 

„Hast du einen Plan?“

Felix bläst die Backen auf. „Wie sagt unser Kunstheini: Lass es einfach raus.“

„Ich weiß schon was“, sagt sie. „Aber erst gucken, wenn ich fertig bin.“

Sie stellen sich an die gegenüberliegenden Wände. Felix hört, wie Nanas Düse zischt. Er setzt an und schreibt: „Scheiß Virus.“ Dann: „Scheiß Jeff.“ Er hält inne. Malt Schleifen mit dem Arm in die Luft. Zieht dann drei Wellenlinien übereinander und setzt einen Kreis mit Strahlen darüber. Nana dreht sich um. 

„Das Meer! Die Sonne! Wie romantisch!“, ruft sie. „Und wer ist Jeff? Egal, ich muss fertig werden. Nicht gucken!“ Dann sprüht sie weiter. 

Felix steht starr. Romantisch. Ja, so ist das Meer, so ist die Sonne. Mit wilden Strichen fährt er über seine Zeichnung, bis Wellen und Sonne unkenntlich sind, verschwunden hinter einem Wirrwarr aus Linien, Patzern und Klecksen in tristem Schwarz. Er keucht und überlegt. Dann zeichnet er langsam ein Kreuz und an den Kreuzenden Striche nach links. Er tritt zurück. Schüttelt den Kopf. Übersprüht die Striche und setzt welche nach rechts. Tritt wieder zurück. 

„Das sieht scheiße aus“, sagt er.

Nana wendet sich um. „Das sieht scheiße aus und das ist auch scheiße, Felix. Das Zeichen ist verboten.“

Ruckartig hebt er die Hand. Einen Moment ist es völlig still. Seine Augen weiten sich. Nana öffnet stumm den Mund. Sie blicken sich an. Steine knirschen auf dem Weg, der in den Tunnel führt. Ein Licht flackert, kommt auf sie zu. Felix zeigt in die andere Richtung. Sie rennen los. Im Augenwinkel sieht Felix, was Nana an die Wand geschrieben hat. N+F. Und daneben ein verziertes Herz. Mit Wellenlinien ausgefüllt. Draußen werfen sie die Dosen ins Gebüsch. Nehmen sich an der Hand. Felix zieht Nana hinter sich her. Sie laufen über eine Wiese. Nana fällt hin. Stöhnt kurz auf. Er nimmt sie hoch. Das Licht nähert sich. Felix stoppt und packt sie an den Schultern.

„Wir trennen uns. Du da lang, ich da lang.“ Nana nickt. Bei einer Flucht immer trennen. Kennt er vom Film. Es den Verfolgern schwer machen. Nana küsst ihn rasch auf die Wange. Dann laufen sie in gegensätzliche Richtungen in das dunkle Wäldchen des Parks. Unter Felix‘ Füßen raschelt es. Im Wald helfen die leisen Sneakers nicht. Felix drückt sich an einen Baumstamm und holt Atem. Nicht weit entfernt knacksen Äste und der Lichtschein fährt suchend durch die Baumreihen. Polizisten kennen keine Gnade. Das weiß er aus den Serien. Er presst die Augen zusammen. Schluckt. Sieht, wie seine Handgelenke von einer Kabelschelle zusammengezurrt werden. Wie er auf den Boden geworfen wird. Wie ein Polizist ihm das Knie auf den Hals drückt, dass ihm der Atem wegbleibt. Felix zittert und krallt die Fingernägel in die Rinde. „Mama“ flüstert er. 

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